Tesla Model 3 – Scheitern ist keine Option

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Der bisher kleinste Tesla sorgte in den letzten Wochen für die größten Schlagzeilen. Fast heimlich präsentiert Tesla sein Model 3 erstmals offiziell. – In Europa! – auf dem Festival of Speed in Goodwood. Doch was kann der Tesla außerhalb der Schlagzeilen? Wir hatten die Möglichkeit einer ersten Sitzprobe.

Jetzt schon eine Berühmtheit

Es gibt wohl kein anderes E-Auto in Deutschland, welches derzeit so die Schlagzeilen beherrscht. Dabei gibt es das Model 3 eigentlich noch gar nicht für den europäischen Markt. Klar ein paar Grauimporte haben es über den großen Teich zu uns geschafft, doch ein offizielles Exemplar zeigte sich bisher nicht. Das hat Tesla nun auf dem Festival of Speed in Goodwood geändert und ein erstes Model 3 mit nach Großbritannien gebracht. Eine heimliche Europa-Premiere im Schatten der großen Geschwister Model S und X.

Für Tesla ist das Model 3 nicht nur ein weiteres Fahrzeug im Portfolio, sondern der Scheideweg zwischen Leben und Tod. Um dauerhaft am Markt bestehen zu können, muss der kleine Autobauer aus Kalifornien es schaffen, ein Fahrzeug in Masse produzieren zu können. Ein paar wenige Fahrzeuge auf die Straße zu bringen ist kein Kunststück mehr. Jeden Tag tausende Autos herzustellen und das in gleichbleibender Qualität, dass ist die Königsdisziplin.

Tesla Model 3 auf dem Goodwood Festival of Speed

Ein erstes Kennenlernen

Im Schatten dieser wechselhaften Geschichte aus Leid, Hoffnung und Leidenschaft vergisst man schon fast, welches Fahrzeug die Grundlage dieser Diskussion bildet. Bei der Europa-Premiere haben wir uns das Model 3 ein wenig näher angeschauten können.

Mit einer Länge von 4,69 Meter reiht sich der kleine Tesla ideal in die deutsche Mittelklasse ein. Ein BMW 3er ist beispielhaft 4,62 Meter und eine Mercedes C-Klasse rund 4,69 Meter lang. Zum Tesla Model S bleibt ein Respektabstand von guten 29 Zentimetern.

Von außen betrachtet ist das Model 3 gleich als ein Tesla zu erkennen. Auch wenn einige Unterschiede zu den großen Geschwistern ins Auge fallen, wie der fehlende Frontgrill, die weit in die Karosserie greifenden Scheinwerfer oder die fehlende Chromleiste zwischen den beiden Heckleuchten. Die klassische Limousinen-Form, mit den knackigen Proportionen, stehen dem kleinsten Modell gut zu Gesicht.

Tesla Model 3 mit geöffnetem Kofferraum

Eine erste Sitzprobe

Der Innenraum wurde nach den Vorgaben der Minimalität gestaltet. Die Bedienung erfolgt fast ausschließlich über den 15 Zoll großen vertikalen Bildschirm in der Mitte und ist bereits aus dem Model S und X bekannt, wobei der Bildschirm ein bisschen schneller auf Befehle reagiert.

Gewöhnungsbedürftig wird sein, dass auch nur noch die Geschwindigkeit auf dem großen Bildschirm ablesbar ist. Ein Display hinter dem Lenkrad gibt es nicht mehr. Der Tesla soll wohl mehr autonom als manuell gefahren werden. Die Voraussetzung für autonomes Fahren wird voraussichtlich nur zusätzlich (natürlich kostenpflichtig) freischaltbar sein.

Darüber hinaus wurden die Lüftungsdüsen geschickt im Armaturenbrett versteckt und der Warnblinker wandert in den Dachhimmel. So entsteht ein sehr klares und übersichtliches Design. Die Lenkradtasten passen dazu überhaupt nicht ins Bild und wirken billig. Hier hätte der U.S.-amerikanische Autobauer fast schon auf diese lieber verzichten sollen.

Im ausgestellten Testwagen war das große Glas-Panorama-Dach verbaut, was sich von vorn bis weit ins Fahrzeugheck zieht. Dadurch entsteht zusätzlich ein luftiges Raumangebot.

Die Rücksitze sind ein wenig zu tief eingebaut, sodass bei großen Mitfahrern die Beine ein wenig in der Luft hängen und eine bequemere Sitzhaltung nicht möglich ist. Vorne sitzen selbst groß gewachsene Menschen sehr bequem. Jedoch ist das Fahrzeug unfassbar geräumig.

Appropos: Weiterhin verfügt das Model 3 über einen großen Kofferraum hinten sowie einen kleineren unter der „Motorhaube“. Hier nutzt Tesla die kompakte Bauweise der Elektromotoren geschickt aus. Insbesondere der hintere Kofferraum besitzt eine beeindruckende Tiefe für eine Limousine. Das zukünftige Ladegut muss allerdings durch die schmale Heckklappe manövriert werden. Ein Kombi ist nicht sehr wahrscheinlich, da dies eher ein deutsches bzw. europäisches Format ist und die Stückzahlen zu klein wären.

Tesla Model 3 Cockpit

die kosten

In Deutschland kann man das Fahrzeug noch nicht konfigurieren. Daher haben wir uns den amerikanischen Konfigurator einmal näher angeschaut.Für den deutschen Markt kann es noch einige Änderungen geben. Daher dient uns das amerikanische Model als erste grobe Orientierung.

Das Basis-Modell wird wohl erst Ende 2018 bzw. Anfang 2019 vorgestellt, sodass man derzeit nur die teuereren Ausstattungen gestalten kann. Die Basis soll bei rund 35.000 Dollar (knapp unter 30.000 €) starten und dabei eine Reichweite von 220 Meilen bieten (ungefähr 350 km). Die Beschleunigung auf 96 km/h schafft die Basis in 5,6 Sekunden.

Die weiteren Varianten im Überblick:

VarianteReichweiteBeschleunigung 0-96 km/hPreis
Long-Range mit Heckantrieb310 mi / ca. 499 km5,1 Sekunden49T$ / ca. 42T€
Long-Range mit Allrad310 mi / ca. 499 km4,5 Sekunden53T$ / ca. 45T€
Performance Long-Range mit Allrad310 mi / ca. 499 km3,5 Sekunden64T$ / ca. 55T€

Wenn wir bei der Long-Range-Variante mit Heckantrieb bleiben, kann man sich noch die schicke rote Metallic-Lackierung (+ 1.500 $), die 19 Zoll Sport-Felgen (+ 1.500 $), die Assistenz-Systeme (+ 5.000$) sowie den Autopilot (+ 3.000 $) dazu bestellen. In Summe kostet das Model 3 dann vollausgestattet rund 60.000 $. Das Premium-Interiour ist dabei Serie.

Zum Vergleich: Der knapp 20 PS schwächere Verbrenner BMW 330i mit Heckantrieb (Beschleunigung 5,5 Sekunden) startet in Amerika bei rund 40.250 $. Die etwas stärke Variante (Beschleunigung 5,2 Sekunden) als 340i schon bei 48.950 $. Wir würden das Tesla Model 3 in der Long-Range-Variante und Heckantrieb eher dem 340i zuordnen. Damit wären sie auch preislich vergleichbar. Der BMW M3, der schärfste Konkurrent für das Performance-Modell, ist derzeit nicht bestellbar, wegen der Umstellung auf den WLTP-Zyklus.

Wir sind gespannt, welche deutschen Preise Tesla aufrufen wird.

Tesla Model 3 Heck

Gibt es ein Wiedersehen?

Bereits vor einem Jahr startete die offizielle Produktion des Tesla Model 3. Erst vor kurzem wurde bekannt gegeben, dass rund 5.000 Fahrzeuge in der Woche hergestellt werden konnten.

Auf der Webseite von Tesla ist nachzulesen, dass Anfang 2019 die ersten Fahrzeuge an internationale Kunden übergeben werden sollen. Die Wartezeiten können bis zu 18 Monate betragen.

Wir gehen eher davon aus, dass die kontinuierliche Auslieferung erst irgendwann Mitte 2019, wenn nicht erst gegen Ende 2019, richtig startet.

Damit hat sich Tesla selber das größte Problem geschaffen. Bisher ist das Model 3 konkurrenzlos auf dem deutschen Markt. Dies wird sich im Laufe des nächsten Jahres ändern, wenn Mercedes, Audi, BMW und Volkswagen ihre neuen Fahrzeuge auf dem Markt bringen.

Damit bleibt es völlig offen, ob Tesla uns die nächsten Jahre erhalten bleibt oder doch klangvoll untergeht.

Das Model 3 hat uns bei der ersten Sitzprobe positiv gestimmt und wir sind auf die ersten Kilometer und die offiziell Preisgestaltung gespannt. Hoffentlich müssen wir nicht so lange darauf warten.

Tesla Model 3 Kofferraum
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